Elba 2018

Eine kleine Reise gefällig? Noch bevor die grosse Völkerwanderung gegen Süden richtig begann und weil es mit den hiesigen Schulferien gerade mal so gepasst hat, wurde kurzfristig der Entschluss gefasst, die Insel Elba zu besuchen. Ein bisschen Sonne, etwas gutes Essen und wenn möglich ein, zwei Runden Offroad waren angesagt.

Einmal Mailand umrundet, den schamlosen, italienischen Autobahnkonstrukteuren mehrmals finanziell unter die Arme gegriffen und schon findet man sich in Piombino wieder, wo sich die Fährticketverkäufer um diese Jahreszeit noch um Kunden reissen. Die Preise für die Überfahrt sind je nach Anbieter unterschiedlich und, man verliert den Eindruck nicht, auch willkürlich. Immerhin, im Hafen findet man sich gut zurecht und ehe man sich versieht, parkt man für eine knappe Stunde im Bauch einer Moby oder Torremar Fähre.

Die Überfahrt kann ohne Seekrankheit und fast ohne Rauchvergiftung gemeistert werden. Es ist jedoch bedenklich, was die beiden Kamine so alles in die Luft entlassen. Unsereins wird mit Dieselskandal und Abgastests drangsaliert, was hier aber an ungefilterten Feinstaub in die Mittelmeeresbrise entlassen wird, ist schlichtweg skandalös. Hier braucht der Seefahrer kein Navi mehr, einfach mal den in der Luft hängenden Rauchschwaden nachsegeln und schon erscheint Elbas grösster Hafen Portoferraio am Horizont!

Die Insel, Bonaparte möge mir den Vergleich verzeihen, ähnelt sehr seinem Geburtsort Korsika. „Corse en miniature“, so quasi, ausser den freilebenden, sich auf den Strassen sonnenden Schweinen natürlich. Überhaupt haben wir auf unseren Reisen kaum Vieh gesehen, eine gelangweilte Ziege am Strassenrand war die einzige tierische Sichtung.

Die kleine, schätzungsweise 30 Kilometer lange Insel hat wirklich alles zu bieten, was uns damals auch in Korsika gefiel, ausser eben grössere Strecken, wo man noch ungestört seinem Hobby nachgehen kann, französischer Küche und Schnoddrigkeit.

Leider gab es für meinen Geschmack zu wenig ursprüngliche Dörfer und Häfen und viel zu viele leerstehende Ferienhäuser. An die effektiv dünngesäten Sandstrände reihen sich Feriensiedlungen an Zweitresidenzen und manche Zufahrtstrasse ans Meer endet in einer Sackgasse, bei einer gespannten Kette oder einer „acceso prohibido“ Tafel. Bei dem vorhandenen Platzangebot eigentlich auch verständlich. Man möchte also gar nicht wissen, wie es in der Hochsaison zu und her geht.

An geschichtlichen Sehenswürdigkeiten hat Elba „das Übliche“ zu bieten: Ein paar Forts, die ebenso gut auf Sardinien stehen könnten, einige Kirchen, wenig Römisches und natürlich noch die von Napoleon und den Medicis hinterlassenen Spuren. Der geneigte Leser spürt, damit habe ich nicht allzu viel am Hut.

Die nicht überbaute Fauna beschränkt sich auf einige Wälder und Nationalparks, die, so scheint mir, in Privatbesitz sind, und auf einige felsigen, wenn auch nicht besonders hohen Berge. Auf den Monte Capanne führt sogar ein „Stehlift“, für den wir als seilbahngewohnte Schweizer aber nur ein Lächeln übrighatten, besonders wegen den unverschämten Preisen (18 EURO pro Person) liessen wir die Attraktion dann leichten Herzens links liegen.

Das kulinarische Angebot auf Elba entspricht offensichtlich den Wünschen der sonnenhungrigen Touristen, zu denen Sonne, Meer, Beach & Partys eben auch Pizza „Wurstel“ und Spaghetti gehören. Wenn man andere Ansprüche hat, findet man da und dort auch ein Lokal mit einem etwas anderen Angebot, meist ist dann aber mit ortsunüblichen, höheren Preisen zu rechnen. Wer gerne ein komplettes Menu mit allem Drum und Dran möchte, der hält sich an unscheinbare Restaurants, wo auch die Elbaner (Elbanesen?) Ihren Mittag machen. Meist sind diese Gaststätten etwas bescheidener aufgemacht und auf dem Parkplatz stehen Fahrzeuge ansässiger Handwerkern. Worauf man sich überall verlassen kann, ist die Qualität des italienischen Eises, welches in zahlreichen „Gelaterias“ angeboten wird. Einfach lecker!

Wie bereits aus der Einführung dieses Berichts hervorgeht, habe ich von einer „Reise“ und nicht von einer „Offroad-Tour“ gesprochen. Das Eiland ist einfach zu klein und zu bevölkert, als dass sich hier noch gross Gelegenheiten für 4×4-Abenteuer bieten würden. Wer aber auf den Topo-Karten sucht, findet trotzdem ein paar wenige, interessante Schotterstrassen, die von den „Carabinieri“ unbehelligt legal befahren werden dürfen. Im östlichen Gebirge gibt es sogar ein, zwei anspruchsvolle Passagen, wo sich in der Saison nebst Mountain-Biker offensichtlich auch Enduro-Fahrer tummeln. Wir haben deren Rundkurs mit unseren „Viermalviers“ befahren und hatten dabei schon etwas Spass, besonders aber, weil wir grad die einzigen vor Ort waren.

Wer also ausgeprägtes Offroad sucht, ist auf der Insel tatsächlich im falschen Film, ganz bestimmt während der Hochsaison. Wer Offroad mag und ohne eigenes Fahrzeug anreist, der kann sich ja eines der angebotenen 4×4-Erlebnisse buchen oder einem örtlichen Veranstalter anschliessen. Ich für meinen Teil sehe diese Art von Geschäft aber eher kritisch.

Als eine Art Unterspezies von Wohnmobil-Fahrer haben wir auf zwei der zahlreich vorhandenen Campingplätzen residiert. Zu dieser Jahreszeit mussten wir den grosszügig vorhandenen Platz nur mit einigen Bernern und Solothurnern teilen und konnten uns dafür immer die Rosinen aus dem Kuchen picken, was den Standort anbetraf.

Insgesamt erteile ich Elba gute Noten, ich persönlich würde mir die Insel nie in der „high season“ antun, ich denke, dass dann auch die ausgesprochene Freundlichkeit der Insulaner nachlässt. Für ein Frühsommer- oder Herbst-„Quickie“ bietet sich Elba aber auf jeden Fall an. Man sollte sich dann aber auf der Rückreise, besonders um Mailand herum, nicht die während dem Urlaub aufgebaute Gelassenheit wieder versauen lassen.