Ligurien 2018

Das es fast 4 Jahre gebraucht hat um in diese Region zurückzukehren hätte ich nicht erwartet. Nach dem „Megafail“ von 2014, haben wir uns heuer erneut aufgemacht, um die „Maria“ die eigentlich Maira Stura heisst, in unsere Liste der bewältigten Passschotterstrassen aufzunehmen. Gleich vorweg: der diesjährige Versuch, die vielgepriesene Maira Stura abzuhaken, endete mit einem vollen Erfolg!

Der Weg zum Einstieg blieb trotzdem eine Zitterpartie, da bis zur Ankunft bei der Schranke unklar war ob die Behörden bzw. deren Regelungen uns nicht doch noch einen Strich durch die flüchtig kalkulierte Rechnung machen würden. Immerhin war die Anfahrt durch das Tal reizvoll, dennoch bliebe es eine Sackgasse die wir wieder hätten zurückfahren müssen.

Das vorgefundene Verbotsschild (mit Einschränkungen) musste erst einmal richtig interpretiert werden. Zum Glück haben unsere dürftigen Kenntnisse der hiesigen Zunge dazu ausgereicht: wir durften es wenden und drehen wie wir wollten, der 13te Juli war unser Tag und die bevorstehende Steigung konnte vollkommen legal unter die vierradgetriebenen Reifen genommen werden.

Für einmal war es auch ein Vorteil, nicht zu früh auf der Matte zu stehen, denn die Lichtverhältnisse am Abend waren einmalig und so wurde die Passfahrt während der «golden hour» zu DEM unvergesslichen Höhepunkt des Tages. Dass wir am Schluss der Route etwas spät dran waren um ohne Zeitdruck ein passendes Plätzchen für die Nacht zu finden, war uns nach dem tollen Erlebnis einerlei, schliesslich lässt sich eine Pizza Calzone in Italien auch nach 21 Uhr noch völlig legitim ordern.

Die eigentliche Triebfeder für den Besuch der Ligurischen Grenzkammstrasse (LGKS) waren, nebst dem Drang unsere Kutsche etwas artgerechte Haltung zuzugestehen, auch der Wunsch die wohl bekannteste Offroad-Strecke in Italien noch zu befahren, bevor diese für immer für den 4-rädrigen Verkehr geschlossen würde. Klingt pessimistisch, ich weiss, aber in den vergangenen Jahren spürt man eben doch die Tendenz, immer mehr tolle Strecken mit Verbotstafeln zu garnieren.

Allerdings, so durften wir feststellen, betrifft das nicht diesen Klassiker! Im Gegenteil, man vermarktet diese inzwischen so geschäftstüchtig, dass man ganz bestimmt mit Gegenverkehr und an neuralgischen Kurven gar mit Stau rechnen muss. Es ist ein fröhliches Treiben auf dem Kamm, die wohl präsenteste Fraktion ist der Mountainbiker – neuerdings auch mietbar und elektrogetrieben – gefolgt von Enduristi aus ganz Mitteleuropa. Unsereiner ist klar in der Unterzahl, was mich auch nicht besonders gestört hat. Deutlich erfreulicher als in den Städten hierzulande ist der Umgang, der verschiedenen Interessengemeinschaften am Berg. Alles ist entspannt und gesittet jeder bedankt sich für den ihm überlassenen Vortritt und keiner entsendet bösen Blicke. Man wähnt sich tatsächlich dem Himmel etwas näher zu sein!

Der 15 Euro Obolus ist bescheiden und vermutlich nur knapp kostendeckend, wie ich finde. Der Einstieg von Limone her ist zwar beschildert, dennoch fanden wir diesen nicht auf Anhieb – aber wir suchten ja das Abenteuer. Beim Mautposten beim Sessellift wird man noch von einem richtigen und obendrein super-freundlichen Bergmenschen bedient und auch feilgebotene Stickers und T-Shirts lassen das Offroaderherz höherschlagen. Hat man tatsächlich herausgefunden, dass auch wir mit unseren Dicken zahlkräftig sind und der Region Wohlstand bringen? Zu hoffen wär’s!

Es ist nicht nötig die Strecke speziell zu rühmen, wer sie befahren hat weiss, dass dieses Stücken Piste wohl zu den wunderbarsten dieser Welt gehört. Mir persönlich wäre es ja recht gewesen, als einziger auf dem Schotter gewesen zu sein aber ich lass mal den Egoisten in mir aussen vor und rühme dafür die italienische Obrigkeit welche so was möglich gemacht hat. Da könnten sich die Schweizer ein Stück davon abschneiden!

So quasi als «Absacker» haben wir uns entschieden für den Rückweg des Italienkurzurlaubs noch ein Leckerli aus Wikiloc hervorzusuchen. Die App ist in ihrer kostenfreien Version ganz brauchbar, wir benutzen sie schon einiger Zeit, aber anhand der fremdsprachigen Beschreibungen und den oft nichtssagenden Bildern ist nicht immer klar ob ein Abstecher lohnt und auch legal befahrbar ist.
In vorliegendem Fall war der Tipp ein Volltreffer. Sicher veranlasst uns dies nun die läppischen 4 EURO für die «Pro Version» der App aufzuwerfen um uns das nächste Mal bequemer zum Einstiegspunkt geleiten zu lassen.

Die alte Passstrecke führte uns am Anfang wie zum Schluss durch die «besseren» leicht erhöhten Einfamilienhauswohnsiedlungen, danach durch etwas verwaiste Ferienhaussiedlungen, vorbei an Gehöften und schliesslich in die pure baumlose Natur, leicht gespickt mit Schäfereien, anderen Alp-Betrieben und gespenstischen Kasernenruinen. Zwischendurch lugte mal ein Murmeltier hinter einem Stein oder aus seiner Höhle hervor und hoch oben waren Dohlen oder ähnlich schräge Vögel zu beobachten.

Auf mehr als 2000 M.ü.M war es dann ganz still (wenn der Motor abgestellt war) und die Aussicht ins Tal war überwältigend. Eigentlich wie in den Schweizerbergen einfach ohne generellem Fahrverbot.

Die Schotterstrasse, wie auch schon zuvor die Maira Stura und bis auf eine kleine Passage bei der LKGS, waren nicht besonders herausfordernd und wäre sogar mit einem PKW machbar gewesen. Die Bauern der Umgebung jedenfalls waren selten mit 4×4 unterwegs.