Ostblock 2021

Die nachfolgenden Texte sind eine leicht redigierte Zusammenfassung aus unserem separat geführten Familien-Micro-Blog den wir jeweils am Abend mit unsere Handys nachgeführt haben. Die Reise ist zwar in zeitlich richtiger Reihenfolge aufgeführt, jedoch wird der längere Aufenthalt in unserer zweiten Heimat Ungarn nicht besonders beschrieben. Dem geneigten Leser wünsche ich denoch viel Spass beim Lesen.

Geteilte Freude

Koordinaten: Home Base

Das ist mein erster Blogeintrag für die anstehenden Overland-Ferien. Frau und ein Sohn wurden zum Flughafen chauffiert und unversehrt, coronafrei abgegeben. Auf dem Heimweg in aller Hergottsfrühe über unser schönes Land sinuiert. Uns geht es schon gut!

Die gute Stimmung bleibt bis zum ersten Rasenmähen!

Wir werden sehen wo es uns hinziehen wird, die Richtung zu den Dolomiten scheint vorgegeben.

Putzen, Waschen, Kochen…

Koordinaten: Home Base

… und viel zu früh aus dem Bett gekrochen!
Eigentlich schon schräg! Da unterhält man ein(en) Laster nur um dann dieselben Tätigkeiten (putzen, waschen, kochen) an einem anderen Ort, jedoch auf vier Rädern anstatt einem soliden Fundament, verrichten kann. Es ist zu hoffen, dass ein steiniger Weg uns dafür entschädigen wird!

Weil heute ein offizieller Biertag ist (EM) köpfen wir bald ein Quöllfrisch und eine Packung Chips. Die Vorbereitungen sind alle erledigt, am Morgen muss nur noch die Checkliste abgearbeitet werden. Für die handgefertigte Website iris-kundert.ch die seit gestern online ist, haben wir bereits ein dickes Lob erhalten. Es freut uns, wenn es andere freut!
Wenn morgen die erste Drehung des Zündschlüssels das gewünschte Brummen meines dicken Lieblings erzeugt, entspanne ich mich und das Abenteuer kann beginnen!

Eben entdeckt, automatischer Alternativtext der Microsoft-Word KI: „Ein Bild, das Boden, drinnen, Abfall, gefliest enthält.“ (Was für Abfall??)

Dito hier: „Ein Bild, das Tisch, drinnen, aus Holz, Teller enthält.“ (Immerhin hier kein Abfall!!)

Big brother is watching you – Die Welt wird immer verrückter!

Vom Regen In die Traufe

Koordinaten: https://openstreetmap.org/?mlat=46.54870&mlon=11.82415

Der Klassiker: Bis in die Nacht fahren um DAS schnuggelige Plätzchen zu finden aber dann notgedrungen neben einem überfüllten Abfallcontainer parkieren. Die Gegend hier ist bombastisch und das meine ich ohne jeden Sarkasmus. Eine Schande, dass der Nebel den Blick nur selten auf die imposanten Felsformationen freigibt. Dazwischen Blitz und Donner, dass einem Angst und Bange wird. Wir sind mitten im Hotspot des Tiroler Tourismus. Alles sehr sauber und geordnet. Viele Beizen laden zu Dinner, aber Dominik hat eben lieber Wurst, Käse und Flips aus dem „Speis“. Vielleicht gönnen wir uns Morgen einen Kaffee mit Schlagobers.

Wir hoffen nun auf eine ruhige Nacht und langsame Verdauung. Im. Regen macht der Versäuberungsgang nur wenig Lust.

Offroad, mehr als genug!

Koordinaten: https://openstreetmap.org/?mlat=46.27318&mlon=13.48013

Ein guter Tag! Die Sonne hat uns heute ganz unerwartet wachgeküsst. Etwas früh zwar, aber viel zärtlicher als ein grantiger Carabinieri.
Gegen 6:00 Uhr sind wir aufgebrochen, man soll ja den Tag köpfen. Flugs ein paar Fotos für die neue Werbebroschüre „Im Tirol, da ists mir wohl! geknipst und dann erneutes Eintauchen in den Nebel.
Nachdem dann endlich klar war wo sich alle Einstiege in die anstehenden Tracks befinden, das Schoggigipfeli bezwungen war, wurde es alsbald rumplig und steil.

Irgendwann lagen die kniffligsten Passagen hinter uns und die Holzofenpizza nahm langsam Konturen an. Leider meinte es das hiesige Waldstrassenverkehsamt aber nicht gut mit uns. Vor uns lag ein mutwillig abgesperrter Bereich, der uns die Zufahrt zum Asphalt verwehrte und so kam es, dass wir fluchend den gesammten Weg wieder zurückbuchstabieren musste. Mein Pensum an Unwegsamkeit war gestillt.

Jetzt sitzen wir mausbeinallein auf dem Stol und warten bis es eindunkelt und wir die Äuglein schliessen dürfen.

Es war ein schöner Tag!

Der Geistersee und anderes Unheimliches

Koordinaten: https://openstreetmap.org/?mlat=45.50433&mlon=14.42531

Ein weiterer, ereignisreicher Tag neigt sich dem Ende. Gegen sechs wurden wir von einem Maler geweckt. Beim Wandern habe ich mich schon immer gefragt wer wohl mit Pinsel und Farbe die rotweissen Wanderwegmarkierungen anbringt. Heute morgen wurde das Mysterium endlich gelüftet. Es ist ein junger Mann mit Militärhose und Rucksack, welcher mit fast zärtlichem Pinselschwung die von der Sonne ausgebleichten Wander-Zinken renoviert. In aller Herrgottsfrühe, das hat mir Eindruck gemacht.

Im weiteren Verlauf des Tages, welchen wir meist auf Schotterwegen kutschieren, kam es, dass wir einen auf der Lankarte sichtbaren See ansteuerten. Vor dem geistigen Auge sahen wir Mädchen in knappen Bikinis, Eiscremestände und viele attraktive Menutafeln vor den zahlreich vorhandenen und gutbesuchten Restaurants. Der Hunger hatte grad die richtige Intensität erreicht, das wir uns mit leicht überhöhter Geschwindigkeit zum Ort unseres Begehres aufmachten.

Was wir vorfanden war weder ein pulsierendes Leben an der Uferpromenade noch leckere Dufte der Garküchen. Nichtmal ein See gabs dort, obwohl auf Google Maps laut und deutlich hervorgehoben. Was wir vorfanden war nicht mehr als eine Auenlandschaft. Ganz schön gemein!

Nach einem Kurzbesuch beim Hofer (Aldi) gings dann mit dem Touristenstrom in Richtung Kroatien. Solange bis uns fad wurde und der Hintern zu schmerzen begann. Mehr durch Zufall entdeckte ich einen Wegweiser zu einer Burgruine. Nach ein paar Windungen waren wir dann auch bald dort angelangt und picknickten unter einer der gewaltigen Linden mit dem Blick auf meine neue Behausung.

Später im Wald begegneten wir noch einem Fuchs. Ohne Scheu ging der seinem Geschäft nach, schnupperte und markierte ohne sich von uns stören zu lassen. Keine zwei Meter von unserem Wagen entfernt. Dodo hat das ganze noch auf Zelluloid gebannt, das müsst ihr euch reinziehen. FüxiMüxi lässt grüssen!!

Ein paar Kilometer später sichteten wir dann noch einen Hasen, der war wohl unterwegs zum Fuchs um ihm gute Nacht zu sagen.

Jetzt mache ich dem Blog ein Ende, weil er sonst nicht mehr als Microblog durchgeht. Morgen früh müssen wir zu dieser Kiesgrube raus aber zuvor muss das Rad noch gewechselt werden da der Reifen platt.

Gehört irgendwie dazu, auch wenn ich mich nicht um diese Arbeit streiten würde. Wer offroad will, muss eben leiden!

Ach ja. Fast schon verdrängt: Wegen idiotischer Bodenmarkierungen, welche hier in SLW bei vielen Kreuzungen üblich sind, hat es uns, trotz Warnung von Dodo, auf die vermaledeite Autobahn gezogen. Ohne die erforerliche Vignette natürlich. Und prompt wurden wir (vermutlich) von den aufgestellten Kameras abgelichtet. Vielleicht erhalten wir ja dann wieder nette Briefe von einem englischen Inkassobüro.

Flucht nach vorn

Koordinaten: Unbekannte, kroatische Autobahn-Raststätte kurz vor Ungarn

Die in der Kiesgrube verbrachte Nacht war ganz ok! Stockdunkel zwar, aber perfekt für den Astronomen in uns. Gerade über unserem leicht havarierten Fahrzeug war der grosse Wagen zu erkennen, er hat uns beinahe geblendet so wenig Lichtsmog hatte es hier.

Am Morgen, noch vor dem ersten Kaffee, haben wird die Pyjamaärmel hochgekrempelt und die Räder getauscht. Was vorne war, hängt nun luftlos und schwer am Heck und das neue Vorzeige-Reserverad muss nun zeigen was es draufhat. Es ist schon ein komisches Gefühl, wenn man kein Backup mehr hat. Was, wenn noch mehr Löcher folgen?

Nach intensivem Kartenstudium war dann schnell klar, wohin die Richtung gehen sollte. Eine unnötige Runde und «fomo»-Aktion wie sich im Nachhinein herausstellten sollte. Gut, die zuerst in Angriff genommene Gerstel-Piste war schön und gab uns sogar etwas Zeit, an einer Waldhütte das Reifenflickzeug auszutesten. Mindestens die gepumpten 2 Bar hält das durch einen Nagel entstandene, nun reparierte Loch aus. Dafür hat sich die erste Sicherung verabschiedet, weil die heissgelaufene Billig-Luftdruckpumpe nach ca. 15 Minuten den Geist aufgab.

Was uns dann aber auf der Pula Halbinsel entgegenschlug übertraf das Erwartete. Am Ufer entlang liess sich kein Fleckchen mehr finden, welches nicht schon touristenverseucht war. Die Zeltplätze waren schon von weitem sichtbar überfüllt und auf den Strassen bildeten sich Kolonen von Wohnmobilen und Motorradfahrern mit vielen Nummernschildern aus ganz Resteuropa. Gar nichts für uns Landeier!

So zogen wir es vor, ins Landesinnere zu reisen. Die Berge liessen wir schnell hinter uns und waren alsbald in der Ebene, die wir mit dem vertrauten Ungarn vergleichen konnten, sogar die Architektur war praktisch identisch. Nichts Berauschendes also. Immer mehr drängte es uns, die Kopie durch das Original zu ersetzten. Nur, dass wir noch viele Kilometer vor uns hatten und schon 12 Stunden vor dem Steuer sassen. Ein idyllisches Nachtlager liess sich auf die Schnelle nicht mehr finden und so kam es, dass wir kurz vor dem Final-Ende der Europameisterschaft auf einer Autobahnraststätte strandeten. Hier hörten wir noch dem Penaltyschiessen am Radio zu, assen Wurstsalat aus dem Aldi und tranken tschechisches Bier, bis uns der Schlaf übermannte. Fotos folgen!

Text das wir in Ungarn sind

Schnaps und Bärengeschichten

Auch bei meinem dritten Besuch in Ceausescus ehemaligem Reich ging es mir wieder ähnlich. Die Anfahrt durch den kontinuierlich ärmlich wirkenden Osten von Ungarn macht nicht wirklich Lust auf das was in Rumänien gleich nach der Grenze in Aussicht steht. Lässt man den Grenzübergang und den schmalen Streifen Flachland vor den Karpaten erstmal hinter sich, bessert sich die Stimmung und die Reise macht wieder Freude. Seit meinem Letzten Besuch hat sich vieles verändert, vieles ist aber auch gleich geblieben.

Noch immer findet man die schönen, alten handgeschnitzten Eingangstore der kleinen Gehöfte, noch immer sind viele Häuser aus sonnengegerbtem Holz zu bestaunen, noch immer sitzen die alten Frauen in Ihren Trachten an der Strasse und halten Ihre Tratsch oder schauen dem vorbeiziehenden Verkehr nach. Neben verlassenen und heruntergekommenen Häusern stehen Bauruinen welche vergebens auf ihren Abriss warten, dafür prangen ab und an aber auch prächtige im alten Stil gebaute, neue Holzhäuser wie aus dem Ei gepellt.

Wir haben uns heute nach zirka 4 stündigen Fahrt für einen kleinen Campingplatz in den Bergen entschieden und es war eine gute Wahl. Schon nach kurzer Zeit haben wir Kontakt mit anderen Campern gemacht, Bier Schnaps und Reiseerlebnisse und auch Bärengeschichten ausgetauscht.

Morgen suchen wir uns eine Schottertrasse, damit das Offroadfeeling nicht auf der Strecke bleibt.

Carpathian Trophy light

Koordinaten: https://www.openstreetmap.org/?mlat=47.83930&mlon=24.05337#map=12/47.8393/24.0534

Ein fernes Geräusch einer virtuos in verschiedenen Tourenzahlen betriebe Motorsäge holte uns heute so sanft aus dem Schlaf, dass ich sie auf die eine oder andere Weise noch in meinen Traum einbauen konnte, bevor ich schlussendlich vollends erwacht bin. Mal abgesehen von dem Störenfried hätte mich meine am Abend zuvor präzis gestellte Blase in den nächsten Minuten sowieso aus dem Schlaf geholt, unterstützt durch das Tageslicht, welches unserer Kabine trotz gezogener Vorhänge immer zuverlässig durchflutet.

Einmal wach, läuft die Morgenroutine beinahe automatisch ab: Küche ausfahren und aufklappen, Bialetti rauskramen, mit Wasser überfüllen, Kaffeepulver auf der Stossstange verschütten und mich mit der Frage beschäftigen welchen Stauraum ich dem schicken Gasanzünder am vergangenen Morgen zugedacht habe.

Nach dem hastig verschlungenen, leicht überfälligen, russischen Salat schaut der Tag doch gleich viel rosiger aus. Die paar Regentropfen, die uns den Kaffee verdünnten, taten unserer Laune kaum Abbruch. Heute war Offroad angesagt und wir waren eh voller Taten- und anderen Drängen. Nachdem dann Tisch und Stühle im oberen Stock verstaut waren, verabschiedeten wir uns schnell von unseren neugewonnene Kameraden Didi und Petra und machten uns hastig vom Acker, nicht aber ohne vorher noch bei der freundlich, italienischparlierenden Camp-Besitzerin die Zeche zu begleichen.

Wie erwartet, durften wir im zuerst angesteuerten Nationalpark Montii Rodnei nicht alle Wege befahren so wie es ein Wikiloc-Fahrer vor uns offenbar getan hat. Die deutlich angebrachten Verbots-Schilder respektierten wir, wo es doch weiter nordöstlich noch massenhaft, auch landschaftlich ansprechende, legale 4×4 Touren geben sollte. So verabschieden wir uns von dieser Ecke des Landes, ohne einen der Legende nach zahlreich vorkommenden Bären auch nur von Weitem gesehen zu haben.

Die später angesteuerten Schotter- und Waldwege befriedigten unsere Abenteuerlust dennoch. Die Tracks waren so ein Mittelding zwischen «wenn ich hier nun scheitere und rückwärts fahren muss wird’s ohne Berganfahrhilfe, Rückfahrkamera und Parksensor garstig» und «hält das die Möblierung im Wohnzimmer denn auf Dauer aus?».

Die im Nachhinein gesichteten Filme oder Fotos zur «extremen» Strecke bleiben mau und unglaublich unspektakulär, sie locken wohl keinen YouTuber hinter dem Bildschirm mehr hervor, bestenfalls würden sie wohl als «moderat» taxiert.

Seis drum, uns hat es gefallen! Es gab Steilhänge, wo uns schon beim Anblick die Muffe ging aber auch Passagen, die wir nachträglich betrachtet souverän gemeistert haben. Schlussendlich wurden wir mit einem bombastischen Panorama in totaler Einsamkeit belohnt und das ist es wohl, was sich zu all den anderen Erinnerung einreihen wird. Ausserdem blieb unser Reisefahrzeug heil und wird uns so hoffentlich noch einige Spitzkehren, Wasserfurten und Wellblechpisten zur Verfügung stehen.

Grossungarn, Burgen und Favelas

Koordinaten: https://openstreetmap.org/?mlat=49.20794&mlon=18.87965

Auf unserer Weiterfahrt in die Slowakei wurden wir in Tokaj beinahe rückfällig. Weil unserer rollender Weinkeller aber schon gut bestückt war, haben wir darauf verzichtet die Toth-Neni nochmals aufzusuchen, Bier tuts ja auch. Der Grenzübertritt war so unkompliziert, dass wir zuerst unsicher waren, ob wir wohl irrtümlich einen Kontroll-Posten ausgelassen haben. Da war nur ein freundlicher Uniformierter der uns den Weg in seine Heimat gezeigt hat.
Cool, ein neues Land, abgehakt auf meiner Bucketliste! Auch hier ist Ungarn allgegenwärtig, im Guten wie auch im Schlechten.

Es zeigt sich deutlich, dass der Osten irgendwie vergessen wurde. Fährt man in Richtung Westen, wird nicht nur das allgemeine Wohlstandsniveau höher sondern auch die Berge. Tatsächlich könnte man die Landschaft vielerorts mit jener der Schweiz vergleichen, wären da nur die tristen Trabantenstädte nicht.

Etwas schockiert hat uns die Tatsache, dass hier die Sinti oder Roma (?), also die sesshaften Fahrenden, oft in zum Teil extra gebauten Barackendörfer leben, welche dem Vergleich mit den Favelas in Südamerika durchaus standhalten.
Wir haben es jedenfalls vorgezogen, den Wagen erst wieder zu verlassen, nachdem wir auf den Besucherplatz eines der grössten Burgkomplexes von Europa, der Zipser-Burg, eingeschwenkt sind.

Nach ein paar Schritten durch die Exhibitionen, das übliche halt, Folterkammer, Burgküche und Schlafgemächer, drehten wir noch eine grosse Runde im Hof wo wir uns unter die anderen Besucher mischten und gemeinsam müssig gingen.

Nächster Halt: Slowakisches Paradies. Hier wären dann die Schluchten gewesen, welche ich gerne besucht hätte. Allerdings waren wir für eine komplette Runde zu spät dran aber für das Feierabendbier im Camping zu früh. Ausserdem musste Dominik unbedingt noch „mit dem Hund spazieren gehen“. So haben wir also die Attraktion übersprungen und noch ein paar Kilometer abgespult. Im dritten Anlauf haben wir dann schon nahe an der tschechischen Grenze einen uns genehmes Camp gefunden. Wir haben eben hohe Ansprüche!

Himmel und Hölle

Gut ausgeruht haben wir uns am Morgen auf den Weg in die Tschechei gemacht. Die Stiefmutter-Schlucht im Nordosten der Tschechei stand auf dem Programm. Die etwa dreieinhalb Stunden Fahrt durch hügeliges und bewaldetes Gebiet beider Länder war abwechslungsreich, nicht nur was die Topografie anbetraf, sondern auch das Wetter. Zuweilen goss es dermassen aus Kesseln, dass der olle Scheibenwischer die Wassermassen nur noch zur Seite schaufeln konnte, wenn das Fahrtempo markant gedrosselt wurde. Just bei der Ankunft auf dem Parkplatz der ersten Sehenswürdigkeit, zeigte sich die Sonne zaghaft wieder und wir konnten vom Regen unbehelligt um das riesige Loch in der Landschaft wandern und in den sagenumwobenen Schlund herunterblicken.

Nachdem die Beine und Füsse wieder normal durchblutet waren, entschlossen wir uns nach sorgfältigem Abwägen, die Höhlen doch zu besichtigen. Der Preis von ca. 30 Franken schien uns hoch, für eine zweiminütige Fahrt mit einer (Schweizer!) Luftseilbahn und einer stündigen, auf Tschechisch gesprochenen Führung durch die Katakomben. Wir haben schon einige Tropfsteinhöhlen auf der Welt besichtigt, daher zögerten wir anfangs. Die abschliessende und ausgedehnte Fahrt mit einem Boot durch die dunklen und feuchten Höhlenkanäle machte die Tour aber dann definitiv noch zu einem besonderen Erlebnis!

Gegen drei Uhr fuhren wir dann los in Richtung der nächsten Touristenfallen. Da lag doch noch dieser Ort namens Lipno auf dem Weg nach Österreich, wo findige Konstrukteure einen Baumwipfelpfad und Turm aus Holz gebaut haben. Ausserdem wäre auf dem Weg noch dieses Vorzeigedörfchen, Holasovice genannt, zu besuchen. Da es schon vier Uhr war, beschlossen wir auf dem Weg zu diesen Orten einen Übernachtungsplatz zu suchen, was aber kläglich scheiterte.

Es gab zwar einige Camps vor Ort, welche uns aber nicht zusagten. Es ist nämlich so, dass Tschechen unter Camping etwas anderes verstehen als wir Westler. Ein typisches Camp in Tschechien ist eher mit einem Pfadfinderlager zu vergleichen. Die Zelte sind eng zu kleinen Gruppen, in deren Mitte jeweils ein Lagerfeuer raucht, aneinandergereiht. Überall stolpern fröhliche schreiende Kinder über die gespannten Schnüre zu den Streicheltieren im angegliederten Mini-Tierpark. Es herrscht laute Musik und munteres Treiben, gar keine guten Voraussetzungen für den zurückgezogenen Schweizer Bünzli, der nach seinem Feierabendbier für eine Nacht sein müdes Haupt niederlegen möchte. Ausserdem wollte man keine Euros von uns haben und man konnte sich auch nicht vorstellen uns mit Kreditkarte zahlen zu lassen.

So kam es dann, wie es kommen musste, die Nacht brach herein, kein Campingplatz mehr auf dem Weg, ganz zu schweigen von der Möglichkeit wild zu campen. Die Strassen in der Slowakei und der Tschechei sind so angelegt, dass jeder kleine Weg, der von der Hauptstrasse wegführt mit einer Fahrverbotstafel geschmückt ist. Kleine Parkplätze oder Ausfahrten für ein Picknick oder eine Rast sucht man vergebens. So fährt man auf dem vorgegebenen Weg wie auf einer Achterbahn, auf der der Bremser fehlt. Es ist deshalb kein Wunder, dass wir bis nach Deutschland kurven mussten, um schlussendlich auf einem Parkplatz in der Nähe eines Sees zu landen, wo wir noch den verbleibenden Rest der Nacht schlafend verbringen konnten.